Mit dem Schlusspfiff: Sonntagsschuss rettet Hoisbüttel die Tabellenführung
Es war ein seltenes Bild im Fußball-Seniorenbereich. Ein Spielerknäuel mit schwarzen Stutzen, schwarzen Hosen und schwarzen Trikots lag auf dem Boden, schrie Glückwünsche und Emotionen in den grauen Ammersbeker Himmel. Ganz unten im Pulk: Frank Kentzler, der mit einem Sonntagsschuss in den Winkel Sekundenbruchteile zuvor den 2:1-Siegtreffer des Hoisbütteler SV gegen Croatia Hamburg II erzielt hatte. In der Schlussminute.
„Frank erwartet von sich und seinen Mitspielern immer viel. Obwohl er heute in der zweiten Halbzeit einige unglückliche Aktionen hatte, ist er als Kapitän vorangegangen und hat uns mit seinem Mut einfach draufzuhalten die Tabellenführung gesichert“, so der erleichterte und im Spiel metaphorisch um mehrere Jahre gealterterte Trainer Ingo Bouveron. Dass es so eng werden würde, war lange Zeit nicht absehbar. Gerade in der ersten Halbzeit hatte der HoiSV die Partie souverän im Griff, dominierte mit Einstellung, starkem Zweikampfverhalten und Passsicherheit den Gegner (angetreten mit acht Kickern, die am vergangenen Freitag noch in der ersten Mannschaft in der Oberliga spielten) aus dem Hamburger Stadtteil Mundsburg.
Die logische Folge: Der an diesem Tag spiel- und dribbelstarke Benjamin Koch traf mit dem linken Fuß von der Strafraumgrenze, Thomas Pemper im Croatia-Tor, zuvor noch mit einer starken Reaktion gegen einen Schuss von Timm Schumann, war chancenlos. In Anschluss erspielte sich Hoisbüttel Chance um Chance. Marcus Böttcher köpfte an die Unterkante der Latte, Koch jagte einen Querpass von Böttcher freistehend über den Kasten. Bouveron: „Unser Gegner hat im ersten Durchgang nicht ein Mal gefährlich auf unser Tor geschossen, ein 3:0 oder gar 4:0 wäre zur Pause verdient gewesen.“
Dass sich der Chancenwucher rächen würde, zeigte die zweite Hälfte des bei typisch norddeutschen Wetter mit Wind und Regen stattfindenden Spiels. Angefeuert von rund zwei Dutzend Zuschauerinnen und Zuschauern versuchten die Gastgeber der sich immer mehr aus der Umklammerung befreienden Croatia-Mannschaft zu erwehren, verloren dabei jedoch den spielerischen Faden. Kentzler, Koch, Ulf Dyrssen und Böttcher scheiterten mit Halbchancen, die kalte Dusche gab es in der 51. Minute. Kresimir Peric wurde nach einem stark vorgetragenen Konter auf Höhe des Elfmeterpunkts freigespielt, ließ mit einem strammen Linksschuss Tim Loth-Chmelik keine Chance.
Plötzlich lastete ein enormer Druck auf uns. Wir wussten, dass im Rennen um die Meisterschaft nur ein Sieg zählt“, so Bouveron. Die Einwechslung von Tommy Prachnau 20 Minuten vor Abpfiff brachte noch einmal neuen Schwung, die Methode „Brechstange“ aber keinen Erfolg. Bis zur Schlussminute. Bis Frank Kentzler einen Abpraller aus 16 Metern Richtung Tor hämmerte – und für ein seltenes Bild im Fußball-Seniorenbereich sorgte.